Glossom : antidroga

pfeil
»Antidroga. Drogenbulle. Paß auf bei dem. Der ist nicht sauber.«
»Ist der öfters hier?«
»Manchmal. Gesehen hast du ihn sicher schon.«
»So ein Geschniegelter?«
»Richtig«, sagte Candalostia. »Sie nennen ihn Miami. Zuerst hat er’s gar nicht verstanden. Obwohl ich sicher bin, daß er sich jede Folge von Miami Vice anschaut. Benimmt sich genauso. Immer das Teuerste an, lackiert, eingebildet. Arrogant und dumm.«
»Keine gute Mischung«, sagte ich.
»Aber er bringt es noch zu etwas.«
»Und wir nicht«, sagte ich.
»Eben.«

(aus Grobes Foul 2010, S. 74)


pfeil

»antidroga: die Abteilung Drogenbekämfpung der Polizei. Und, wie das Leben so spielt: Voller Liebhaber amerikanischer Mainstreamserien. Schniefnasen. Gratismöchtgernficker. Der ein oder andere Bad Lieutenant der Erstfassung dabei. Sowie sein napuletanisches Pendant. (Dazu vgl. auch »Napule«. Haymon, 2002 und Haymonebook, 2014.)

(aus dem Glossar zu Grobes Foul 2010, S. 288)
 

pfeil
– Und du?
– Das fünfte Jahr Wiesbaden. BKA. Bin inzwischen halb Piefke und halb Terrone. Mannaccia.
– Bundeskriminalamt?
– Verbindungsoffizier. Einer von zweien. Der andere ist mein Chef. Du kennst ihn eigentlich. Von damals. Man nannte ihn Miami.
– Der Zaggler.
– Ziggler. Ehemals Antidroga.
– Au scheiße. Grobes Foul, sowas. Sagt Tschenett. – Allerdings. Lang gehts eh nicht mehr mit mir, in Wiesbaden.
– Der Zaggler.
– Ziggler. Nein, der nicht. Solang man ihm alle greifbaren Mikros und Kameras überläßt, tut er einem nichts.
– Heimweh also.
– Nach hier? Oder nach Apulien, der terra der Väter? Wir sind verlorene Seelen, carissimo, anime girovaganti, da gibts kein Heimweh. Nein.
– Also …
– Die Deutschen, sagt Totò. Wenn du denen mit mafia, ndrangheta, camorra kommst, lachen sie dich aus. Sag was von der mafia im Norden: Ende Gelände. Lieferst du ihnen Abhörprotokolle, Bankunterlagen, Handelskammereintragungen, Belege, daß die mafia längst unter ihnen ist und es ihr wohlergeht, steigen sie aus. Das wird nichts mehr, mit dem Norden. In den Süden bewegt sich die mafia ja nur mehr an Karfreitag, Ostern, Weihnachten, ferragosto. Wie jeder sogenannte Gastarbeiter eben. Und damit sie es im Urlaub auch recht schön haben: und damit meinen sie: wie in den alten Zeiten, lassen sie ein paar zurück; die Dümmsten, die Familientrottel der mafia, i tropposcemi. Bis auf die paar, die es im Parlament braucht, natürlich, das sind die Opfer, die man der Demokratie bringt. Noch. Die im Süden zurückgelassenen Mafiafamilientrottel haben den Rest des Jahres gefälligst dafür zu sorgen, daß die paar Unglückseligen, die den Süden noch nicht verlassen haben, und mit ihnen die Negersklaven auf den Plantagen, gefälligst dermaßen kujoniert werden, daß sich an den Feiertagen die von ihren Arbeitsplätzen im Norden anreisenden mafiosi ganz wie zuhause fühlen. Tutto lì. So is dat, meen Jung, im Norden. Und der Norden fängt spätestens in Milano an, und zieht sich über Verona, Rosenheim, Ingolstadt, Stuttgart, Duisburg bis nach Leipzig und Chemnitz.
– Karl-Marx-Stadt, bittschön, wennschon, compagno Totò.

(aus Tutres in Persen 2014, S. 110)


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