Glossom : Tempel des Chaos

pfeil
»Mesenhols Zimmer war ein Tempel des Chaos. Während ich in der Tür stand und mich nach einem Platz umsah, an dem ich ungefährdet stehen konnte, fragte ich mich, wie lange er hier drin schon wohnte. Und wie lange die Statik des Hotels noch mitspielen würde.
Alles, was eßbar in Konserven gelagert werden kann, schien sich hier versammelt zu haben. Daneben meterhohe Stöße von Zeitungen und Büchern. Waffen, Schnaps. Und eine Galerie von Heiligenbildern. Ich kämpfte mich durch das Wirrwarr, vorsichtig darum bemüht, nirgendwo anzustoßen. Es hätte mich das Leben kosten können. Begraben unter einer Lawine von Pfirsichen im eigenen Saft, ungezuckert, und Königsberger Klopsen samt Kapernsoße. Erdrückt von einem Turm faulig nach längst überholten Nachrichten riechender Zeitungen dreier verschiedener Sprachen: So hatte ich mir bis dato mein Ende nicht vorgestellt, und dabei wollte ich es auch belassen.«

(aus Azzurro 2001, S. 211)
 

pfeil
Tempel des Chaos: Wie alle Menschen, die sich um komplexere Theorien zur Aufdeckung der politisch-kriminellen Verschwörung bemü hen, hortet Mesenhol in seinem Archiv die Beweise dazu. Einfache Gemüter wie Tsche nett mißverstehen das als Chaos.

(aus dem Glossar zu Azzurro 2001, S. 321)
 

pfeil
»… and, in the face of the sprawling chaos of an entire life, knows that whatever he can tell about the subject is only a small selection that fits a narrative chosen according to his own tastes and interests.«

Aus: Benjamin Moser. In The Sontag Archives. The New Yorker, January 30, 2014


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